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Feedback statt Beschwerden? Die entscheidenden Unterschiede

Haben Sie sich schon einmal gefragt, ob es möglich ist, eine Beschwerde einfach in eine weniger belastende Kategorie wie Feedback zu schieben? Diese Überlegung können leicht aufkommen, wenn Qualitätsziele knapp verfehlt wurden und der Druck steigt, gute Kennzahlen abzuliefern. Doch genau das ist mir vor Kurzem begegnet: Es stellt sich die Frage, ob man Beschwerden nicht als „wertvolles Feedback“ deklarieren könnte, um die Statistik zu verbessern. Klingt praktisch, oder? Aber was sagt ISO 9001 dazu? Und wo ziehen wir die Grenze zwischen Beschwerde und Feedback?

Was macht eine Beschwerde aus?

Eine Beschwerde ist ein klares Zeichen, dass etwas nicht wie erwartet funktioniert hat. ISO 9001 definiert Beschwerden als eine Form der Kundenzufriedenheitsrückmeldung, die eine Abweichung vom festgelegten Standard signalisiert. Doch Beschwerden sind mehr als nur Zahlen in einer Statistik – sie sind oft mit Emotionen, Erwartungen und manchmal sogar rechtlichen Ansprüchen verbunden.

Ein Beispiel: Ein Kunde beschwert sich, dass ein geliefertes Produkt nicht funktioniert und verlangt entweder eine Rückerstattung oder eine Ersatzlieferung. Das ist eindeutig eine Beschwerde: Sie zeigt nicht nur die Unzufriedenheit des Kunden, sondern fordert auch eine konkrete Reaktion des Unternehmens.

In ISO 9001 werden Beschwerden unter der Kategorie „Lenkung von Nichtkonformitäten“ behandelt (Abschnitt 10.2). Sie erfordern strukturierte Prozesse, um die Ursache zu analysieren, Korrekturmaßnahmen zu ergreifen und daraus zu lernen. Das Ziel ist, ähnliche Probleme zukünftig zu vermeiden.

ISO 9001:2015 Abschnitt 10.2.1

Wenn eine Nichtkonformität auftritt, einschließlich derer, die sich aus Reklamationen ergeben, muss die Organisation:
a) darauf reagieren und, falls zutreffend:
1) Maßnahmen zur Überwachung und zur Korrektur ergreifen;
2) mit den Folgen umgehen: b) die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Beseitigung der Ursachen von Nichtkonformitäten bewerten, damit diese nicht erneut oder an anderer Stelle auftreten,….

Feedback – Die flexiblere Rückmeldung

Im Gegensatz zu Beschwerden ist Feedback oft weniger direkt und unverbindlicher. Es kann sowohl positiv als auch negativ sein und gibt Einblicke in die Wahrnehmung Ihrer Kunden. ISO 9001 fördert den Umgang mit Feedback als Werkzeug, um kontinuierlich besser zu werden (Abschnitt 9.1.2).

ISO 9001:2015 Abschnitt 9.1.2
Die Organisation muss die Wahrnehmungen des Kunden über den Erfüllungsgrad seiner Erfordernisse und Erwartungen überwachen. Die Organisation muss die Methoden zum Einholen, Überwachen und Überprüfen dieser Informationen bestimmen.

Ein Beispiel: Ein Kunde teilt mit, dass er Ihr Produkt schätzt, aber eine Funktion fehlt, die für ihn nützlich wäre. Hier gibt es keine Forderung oder Beschwerde, sondern eine Anregung. Solches Feedback kann Ihnen helfen, Innovationen voranzutreiben und die Kundenzufriedenheit zu steigern.

Kann eine Beschwerde Feedback sein?

Die Versuchung, Beschwerden in Feedback umzudeuten, liegt nahe, insbesondere wenn der Kunde keine konkreten Ansprüche geltend macht. Doch hier liegt die Herausforderung: ISO 9001 verlangt eine klare Trennung. Beschwerden signalisieren Probleme, die systematisch behoben werden müssen, während Feedback eher als Input für Verbesserungen dient.

Ein Graubereich: Ein Kunde erwähnt einen Mangel, fordert aber keine Entschädigung. Ist das Feedback oder eine Beschwerde? Die Entscheidung hängt davon ab, wie Sie das Kundenbedürfnis interpretieren. Für ISO 9001 ist entscheidend, dass Beschwerden immer nachvollziehbar dokumentiert werden – auch, um mögliche rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.

Der rechtliche Aspekt

Juristisch gesehen sind Beschwerden oft mit Fristen und Verpflichtungen verbunden. Wenn ein Kunde seine Unzufriedenheit äußert, könnte dies als Grundlage für Ansprüche dienen, selbst wenn die Formulierung vage bleibt. Wird eine Beschwerde als Feedback umetikettiert, laufen Sie Gefahr, notwendige rechtliche Schritte zu übersehen.

ISO 9001 ist kein Gesetz, aber es unterstützt Unternehmen dabei, systematisch zu arbeiten und rechtlichen Anforderungen gerecht zu werden. Beschwerden sind dabei ein Werkzeug, um Risiken zu minimieren und Prozesse zu optimieren – vorausgesetzt, sie werden ernst genommen und korrekt bearbeitet.

Praktische Tipps: Beschwerden und Feedback sinnvoll nutzen

1. Klare Prozesse schaffen: Sorgen Sie dafür, dass Beschwerden und Feedback separat erfasst und behandelt werden. Ein gutes Dokumentationssystem hilft, Missverständnisse zu vermeiden.

Beschwerden als Chance sehen:

2. ISO 9001 Fordert die kontinulierliche Verbesserung. Nutzen Sie Beschwerden als Ausgangspunkt für Verbesserungen, anstatt diese zu begraben. Fragen Sie sich: Was lief schief? Und wie können wir daraus lernen? Das ist die Absicht der ISO 9001

3. Feedback aktiv einfordern: Fördern Sie eine Kultur, in der Kunden Feedback geben – positiv wie negativ. Dies stärkt die Beziehung und zeigt, dass Ihnen die Meinung der Kunden wichtig ist.

Fazit: Ein Balanceakt mit klarem Fokus

Beschwerden und Feedback sind zwei Seiten derselben Medaille. Während Feedback eine wertvolle Ressource für Weiterentwicklungen ist, sind Beschwerden ein Weckruf, um grundlegende Probleme zu lösen. ISO 9001 bietet hier die ideale Grundlage, um beide systematisch zu managen. Der Versuch, Beschwerden als Feedback zu verschleiern, mag kurzfristig verlockend sein, untergräbt jedoch langfristig das Vertrauen Ihrer Kunden – und das ist ein Risiko, das sich kein Qualitätsmanagement leisten sollte.

Nutzen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen ISO 9001 bietet, und machen Sie beides zu einem Teil Ihrer Erfolgsstrategie. Denn am Ende zählt nicht nur, was schiefgelaufen ist, sondern wie Sie damit umgehen.

https://sternberg-consulting.com

Jonathan Sternberg, founder of Sternberg Consulting, brings extensive experience from the automotive, semiconductor, and optical industries. He focuses on customized solutions and genuine collaboration in quality management.



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